IoT-Services-Industrie

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Weniger Kilometer auf der Uhr, mehr Daten ausgetauscht, bessere Services im Portfolio – ein internationaler Werkzeughersteller hat sein Distributionskonzept digital modernisiert. Die Tools lagern in smarten Verkaufsautomaten vor Ort bei den Kunden, und der Datenaustausch über die Cloud schafft echten Mehrwert rund um die Delivery.

Mehrwert für das analoge Geschäftsmodell

Zugegeben, „Zerspanungswerkzeug“ klingt nicht wirklich sexy, und auch unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten bewegt sich sein Glamour in engen Grenzen: ein Rädchen im Prozess, der Lebenszyklus ist überschaubar, am Ende muss schnellstens Ersatz her. Früher nutzten Fabriken Telefon, Fax und Kleinlager für Werkzeuge, letzteres offiziell oder in Schubladen. Refill-Teams der Lieferanten kamen auf Anforderung in die Fabrikhallen und brachten die bestellten Tools mit. Das war keine optimale Lösung, denn es kostete Sprit und Zeit, während im schlimmsten Fall – Schublade leer – der Fertigungsprozess des Kunden stand.

Der digitale Rahmen für Services

Geschätzt zwei Drittel aller Werkzeugmaschinen weltweit sind spanende Maschinen – ein Milliardenmarkt. Um in diesem Wettbewerb zu bestehen, kommt es auf Effizienz, Innovationskraft und Services an, die über das eigentliche Leistungsversprechen der Tools hinausreichen. Ein Beispiel für den Trend ist der Konzern CERATIZIT, der seine Produkte bereits seit Ende der 90er Jahre direkt in den Hallen der Kunden anbietet: In seinen Verkaufsautomaten namens Tool-O-Mat liegen Schneidplatten statt Snickers. Ziel ist, alle benötigten Werkzeuge passgenau bereitzustellen, um Standzeiten in den Prozessen zu vermeiden. Immerhin 840 Produkte passen in den größten Automaten, rund 60.000 verschiedene Tools und Werkzeuge hat CERATIZIT insgesamt in seinem Portfolio.

Daten stärken die Geschäftsbeziehung

Das grundlegende Konzept des Tool-O-Mat ist bestechend einfach: QR-Code scannen lassen, sich mit dem Werksausweis anmelden, schon kommt der gewünschte Gegenstand aus der Klappe. Nachgeliefert wird dann in größeren Mengen oder bei Bedarf, etwa einem kritischen Bestand. Aber auch wenn der Konzern weiterhin Telefon und Fax für die Kundenkommunikation anbietet – ohne eine digitale Lösung lässt sich ein umfassender Service, wie er heute erwartet wird, nicht realisieren. Der Vorteil: Unternehmen sind durch die Vernetzung und den Einsatz von Daten in der Lage, eine nicht wirklich smarte Hardware wie den Verkaufsautomaten mit Services anzureichern, wodurch sich ihr Nutzen für Anwendende signifikant vergrößert.

Eine Strategie, viele Use Cases

Ein Gerät mit digitalem Mehrwert zu ergänzen, funktioniert auch in anderen Szenarien: Statt Bohrer oder Feilen können Geräte beispielsweise Sicherheitshandschuhe und Gehörschutz für Mitarbeitende ausgeben – mit einer digitalen Anbindung wird der Schritt automatisch im Backend für die Compliance dokumentiert. Das Gleiche im Bereich Großküchen, wo die Betriebsdaten von Backöfen, Geschirrspülern und Kühlschränken zentral erfasst und in einer App ausgegeben werden, um Wartung und Betrieb zu erleichtern. Auch intelligente Steuerungen für die Haustechnik etwa auf dem Smartphone entwickeln sich zu einem gewaltigen Markt. Alle Anwendungsfälle verbindet, dass Mechanik, Elektronik und IT ihre Stärken am besten gemeinsam ausspielen.

Eine Plattform in der Cloud

Mit der passenden IT-Plattform und Anbindung über die Cloud lassen sich für einst isolierte Produkte neue Geschäftsmodelle und Kundenlösungen realisieren. Wobei klar ist: Nicht die Technik und die Machbarkeit stehen im Vordergrund, sondern die Anforderungen des Kunden an einen Service. Beim Tool-O-Mat ging es darum, dem Nutzenden alles abzunehmen, was Werkzeugbeschaffung, Ausgabe und Disposition betrifft, damit er sich nur um die Entnahme kümmern muss. Das Inventory-Management mit maßgeschneiderter Analysefunktion für Bestückung, Bestelllisten und Arbeitsabläufe wurde von Materna entwickelt und gemeinsam mit CERATIZIT durch ein modernes User Interface veredelt.

Beschaffung besser planen und administrieren

Neben dem eigentlichen Ziel, der ständigen Verfügbarkeit von Präzisionswerkzeugen, öffnet die Digitalisierung neue Perspektiven im Service. So sind die Automaten an das SAP-System von CERATIZIT angebunden, um darüber sowohl die Verkaufsdaten als auch die Bestände zu administrieren. Hierbei handelt es sich um ein Konsignationslager, dessen Bestand dem Lieferanten gehört; die Rechnung wird erst mit der Entnahme fällig bzw. erst am Monatsende abgerechnet. Der Kunde schließlich bekommt bedarfsgerecht täglich, wöchentlich oder monatlich seinen Verbrauch an Werkzeugen übermittelt, nach Wahl zugeordnet auf Kostenstellen oder Mitarbeitende.

Nachhaltigkeit wird ein Erfolgsfaktor

Mit der Lösung werden sowohl die Anzahl der Lieferungen als auch die Besuche am Automaten minimiert, sodass sich darüber Einsparungen ergeben. Außerdem werden weniger Werkzeuge auf Lager gelegt, weil CERATIZIT die Verfügbarkeit garantiert. Zudem werden die Aspekte der Nachhaltigkeit auch in traditionellen Branchen immer wichtiger. Einerseits sind die Firmen motiviert, sich diesbezüglich besser aufzustellen und zu differenzieren. Andererseits werden die rechtlichen Zügel angezogen, etwa was den ökologischen Fußabdruck der einzelnen Glieder in einer Lieferkette betrifft. Der günstige Nebeneffekt nachhaltiger digitaler Lösungen ist, dass die eigene Organisation weniger Zeit und Energie verbraucht – angesichts steigender Energiepreise und fehlender Beschäftigten ein gewichtiges Argument.

SAP-Anbindung und Cloud-Infrastruktur

Der Tool-O-Mat bildet den Basisbaustein für alle Tool-Management-Services von CERATIZIT sowie einen wesentlichen Teil der „Non-Touch-Sales-Strategie“. Die IoT-Architektur rund um die Geräte besteht aus drei Ebenen: dem Automaten selbst, einem SAP-System sowie einem zentralen Server in der Mitte, der die technische Kommunikation zwischen den beteiligten Instanzen kontrolliert und auf SAP zugreifen kann. Diese „Middleware“ sorgt außerdem dafür, dass nur berechtigte Geräte Daten einliefern können. Es werden alle Daten für den Austausch zwischengepuffert.

Plattform für Admins und den Software-Rollout

Dank der Cloud-Anbindung kann das Unternehmen über die zentrale Administration per Fernzugriff auf registrierte Automaten zuzugreifen – bei über 1.000 Ausgabegeräten in 22 Ländern können IT-Admins nicht mehr persönlich ausrücken und vor Ort tätig werden. Zudem werden Funktionen, Produktkataloge und komplette Updates inzwischen aus dem Allgäu in alle Welt ausgerollt. Dies gilt auch für die „Erste Hilfe“ bei Störungen: der Reboot eines Geräts aus der Ferne. In der Umsetzung und Aufrüstung des Remote-Zugriffs über Mobilfunknetze hat Materna den Kunden ebenfalls unterstützt, etwa beim Wechsel von GSM auf digitale Datenübertragungen mittels 4G- und 5G-Netzen.

IoT-Services bringen Mehrwert in Prozesse

Durch die IoT-Datenplattform schafft es CERATIZIT, sich mit digitalen Mehrwert-Services rund um den „External Storage“ in Prozessketten einzuklinken und mit seinen Kunden zu wachsen. Dessen ungeachtet gibt es daneben auch weiterhin einen Service alter Schule: Wer bis 19 Uhr anruft oder faxt, bekommt seine Bestellung mit einer 99-prozentigen Verfügbarkeit am folgenden Tag zugestellt. Kundenorientierung, so zeigt sich, ist eben nicht nur eine Frage der Technik und des Geschäftsmodells, sondern auch der Unternehmenskultur.