Data Economy

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Gesundheitsvorsorge, Mobilität, Umwelt- und Katastrophenschutz sind einige der aktuell wichtigsten gesellschaftlichen Aufgaben. Das rasante Datenwachstum im Zuge der Digitalisierung liefert den Rohstoff, um Lösungen dafür zu schaffen. Jetzt fehlen die Infrastrukturen für einen verantwortungsvollen Umgang mit der wertvollen Ressource.

Mehr Geschäftserfolg durch mehr Daten

Warum eine souveräne Dateninfrastruktur unverzichtbar ist

Wer die Herausforderung und das Potenzial der Data Economy verstehen will, der sollte sich zunächst bewusst machen, dass die meisten Unternehmen und Behörden heute erst auf 20 Prozent ihrer verfügbaren Daten einen direkten Zugriff haben: Nämlich auf die strukturierten und maschinenlesbaren Daten. Die übrigen 80 Prozent, die so genannten unstrukturierten Daten, bleiben in vielen Bereichen ungenutzt, so eine Schätzung des Marktforschungsunternehmens IDC. Das trifft auf das Gros von Bild-, Text- und Audio-Dateien ebenso zu wie auf Daten von Sensoren in geschlossenen Systemen. Letztere sind beispielsweise in der Automobilindustrie weit verbreitet – sowohl in der Fertigung als auch in den Fahrzeugen. Dazu gehören etwa die Sensordaten, mit denen sich erfassen lässt: Wo befindet sich das Fahrzeug? Wie sind die Straßenverhältnisse? Wie voll ist der Tank, respektive die Batterie? Wie hoch der Verbrauch?

„Indem Unternehmen auf diese Daten zugreifen, sie austauschen, anreichern und auswerten, können wir neue Geschäftsmodelle entwickeln, neue digitale Kundenerlebnisse schaffen und mit diesen Daten Geld verdienen,“

sagt Thomas Feld, Vice President Data Economics bei Materna. Beispielsweise könnte eine ÖPNV-App Autofahrer:innen am Rand eines Ballungszentrums gezielt einen Park- and -ride-Parkplatz buchen – inklusive Ladesäule oder Tankservice und Tagesticket für die Öffentlichen oder Platzreservierung im selbstfahrenden Sammeltaxi.

Vom Datensilo zum Ökosystem

Was Organisationen brauchen, um den Schatz in diesen Daten zu heben, sind souveräne Dateninfrastrukturen, wie sie derzeit im Rahmen des GAIA-X-Projekts entwickelt und aufgebaut werden – unter anderem von Materna. Datensouveränität bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Beteiligten die Hoheit über die durch sie generierten Daten behalten und beispielsweise entscheiden können, mit wem ihre Daten geteilt werden. Grundvoraussetzung ist jedoch ein radikales Umdenken: Wo bisher unterschiedliche Organisationseinheiten getrennte Datensilos betreiben, müssen sie sich künftig für die Vernetzung untereinander und mit Dritten außerhalb der eigenen Organisation öffnen. Nur so können sie ihren Kund:innen den Service bieten, den diese erwarten.

Hierzu ein Beispiel aus der Automobilbranche: Ein Navigationssystem, das nicht nur in einem Fahrzeugtyp verbaut ist, sondern in möglichst vielen unterschiedlichen, ermöglicht eine beliebige Zahl von wirtschaftlichen Zusatzservices. Beispielsweise kann es je nach Verkehrssituation und Wetterlage Hinweise auf Alternativrouten, freie Parkplätze im Zielbereich, Verfügbarkeiten von E-Bikes etc. melden. Gesammelt werden die Daten von der Gesamtheit der Verkehrsteilnehmer:innen, die dem Austausch ihrer Daten mit dem jeweiligen System zugestimmt haben – und dafür automatisch eine Gratifikation erhalten.

Für alle Player in der Data Economy gilt: Je stärker sie vernetzt sind, desto mehr Datenpunkte für hochqualitative Prognosen und bedarfsgerechte Leistungsangebote für Nutzer:innen. Zu den größten Hindernissen bei der Umsetzung gehört die Frage: Wie können zum Beispiel die Automobilhersteller oder Mietwagenanbieter Daten teilen, um Mehrwerte zu generieren, ohne dass sie die Datensouveränität verlieren?

Europäische Datenräume schaffen

Gute Nachrichten kommen dazu aus der technologischen Entwicklung im Umfeld von GAIA-X, einem Projekt zum Aufbau einer leistungsfähigen, sicheren und vertrauenswürdigen Dateninfrastruktur für Europa. Hier entstehen derzeit durch das Zusammenwirken vieler Beteiligter aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Politik in zahlreichen Einzelprojekten Lösungen für unterschiedliche Branchen und Anwendungsfälle.

Materna engagiert sich hier unter anderem als Konsortialführer für das Projekt „Datenraum Wald und Holz 4.0 (DWH 4.0)“, das bereits vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) mit einer Förderzusage ausgezeichnet wurde.

„In jedem Projekt oder Datenraum gibt es spezielle Herausforderungen, je nach Art der Daten“,

sagt Dr. Ingo Lück, Projektkoordinator Forschungsprojekte bei Materna.

„Doch es gibt auch viele Gemeinsamkeiten, was den grundlegenden Aufbau einer souveränen Dateninfrastruktur für die verschiedenen Anwendungsszenarien betrifft. Wir sprechen hier von einer föderativen Schicht, in der die Daten je nach Bedarf und Nutzungsrechten der Beteiligten anonymisiert, aggregiert und bereitgestellt werden.“

Das erfordert einen Architekturwechsel, weg von der Silo-Struktur hin zu so genannten Federation Services. Hier wird katalogisiert: Welche Daten hat eine Organisation? Welche Daten gibt sie heraus? Wie findet der Datenaustausch statt? Und was geschieht, wenn der Datenaustausch beendet wird?

Ein wichtiger Aspekt in diesem Zusammenhang ist die Frage, wo die Daten geografisch gespeichert werden. Thomas Feld betont:

„Die Datenhoheitsrechte, wie wir sie in Europa definieren, lassen sich nur im Rechtsraum Europa durchsetzen. Bislang verlassen viele Daten jedoch diesen Rechtsraum. Damit sind sie faktisch nicht so geschützt, wie die EU das vorschreibt.“

Gleichwohl stehen Unternehmen und andere Organisationen vor der Anforderung des Marktes, dass sie Daten austauschen müssen, um Kunden zu halten und neue zu gewinnen. Denn diese, zumal die jüngeren Generationen, fordern neue digitale Services. Freilich ohne dabei ihre Datensouveränität aufzugeben. Das haben inzwischen auch Politik und Behörden erkannt – und reagieren entsprechend.

Digitale Bürgerassistenz für mehr und besseren Service

Digitaler Staat

So stellen die Behörden infolge des Onlinezugangsgesetzes (OZG) derzeit ständig mehr Services elektronisch zur Verfügung. Doch dahinter liegen oftmals noch die alten Prozesse und Verwaltungsabläufe. Wer beispielsweise einen Bauantrag stellen will, weiß häufig erst einmal gar nicht, wann und wo in welchem Kontext welche Informationen bereitgestellt werden müssen. Kurz: Bürger:innen brauchen Hilfestellung. Dabei werden immer wieder die gleichen Fragen gestellt und beantwortet.

„Das ist eine ideale Aufgabe für Chatbots“,

erklärt Thomas Feld. Deshalb unterstützt Materna Behörden in unterschiedlichen Fachbereichen dabei, Kunden durch die digitalen Verwaltungsangebote zu lotsen.

Davon profitieren beide Seiten, betont Feld:

„Bürger:innen, weil ihre Anliegen schneller erledigt werden, und die Behörden, weil sie den Aufwand für Rückfragen und die Korrektur fehlerhafter Eingaben sparen.“

KI sorgt dafür, dass die Systeme mit der Zeit immer besser erkennen, wo genau der Bedarf der Benutzer:innen liegt. Lernfähige Kommunikationssysteme, die nicht nur den Wortlaut einer Eingabe, sondern auch den Gesprächsverlauf berücksichtigen, können beispielsweise Verständnisprobleme erkennen. Und mit Informationen in schriftlicher Form, durch Übersetzung oder Weiterleitung an menschliche Mitarbeiter:innen den Prozessfortschritt fördern.

Bewegung im Mobility Data Space

Mobility Data Space

Innovative Verkehrskonzepte wie etwa Autonomes Fahren benötigen eine Vielzahl von Daten aus unterschiedlichsten Quellen. Damit die verschiedenen Akteure vom Bundesverkehrsministerium über Landesbehörden, Kommunen und private Verbände bis hin zu Bahnbetreibern, Logistikunternehmen und Automobilwirtschaft ihre Daten zum gegenseitigen Nutzen austauschen können, beteiligt sich Materna bereits seit mehr als zehn Jahren am Aufbau eines so genannten Mobilitätsdaten Marktplatzes. Denn mit autonom fahrenden Automobilen allein wird sich der Verkehrsinfarkt in den Städten auf Dauer nicht vermeiden lassen. Umgekehrt werden E-Scooter allein die Mobilität der Landbevölkerung nicht sichern.

Damit das Zusammenspiel aller Verkehrswege und Beförderungsmittel funktioniert, müssen sowohl die Anbieter als auch die Nutzer:innen von Intermodaler Mobilität jederzeit über aktuelle Verkehrsdaten in Echtzeit verfügen.

„Dazu wird es allerdings auch erforderlich sein, den Mobilitätsdaten Marktplatz zu einem Mobility Data Space auszubauen, der die Daten nicht nur als solche bereit hält, sondern sie auch wertsteigernd miteinander vernetzt“,

erklärt Ingo Lück.

Digitales Gesundheitswesen: Apps auf Rezept

E-Health

E-Health oder Digital Healthcare haben nicht zuletzt durch die Pandemie an Bedeutung gewonnen. Doch schon länger bieten die allermeisten gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen die Möglichkeit, Informationen und Bescheinigungen online abzurufen und Anträge digital einzureichen. Inzwischen bieten sie sogar Smartphone-Apps, die ein gesundes Essverhalten oder regelmäßige Bewegung fördern – und damit die Gesundheit der Versicherten. Einen Schritt weiter gehen Projekte, bei denen KI-gestützte Systeme Sensordaten zu Körperfunktionen wie Atmung, Puls, Blutdruck, Insulinproduktion oder auch Augeninnendruck überwachen und Anomalien erkennen. Je nach Art und Konfiguration können sie darüber hinaus einen Arztbesuch vorschlagen, gleich einen Termin vereinbaren oder einen Notarzt rufen.

„Dabei geht es nicht um automatisierte Diagnosen – die stellen weiterhin die Ärztinnen und Ärzte. Aber eine frühzeitige Erkennung von Anomalien kann Mediziner:innen helfen, mehr Leben zu retten“,

betont Lück.

Dass die dazu benötigten Daten besonderen Schutz benötigen, ist klar. Diesen bereitzustellen, ist den Expert:innen von Materna ein besonderes Anliegen. Denn das Teilen dieser und anderer medizinischer Daten in automatisch anonymisierter Form könnte die medizinische Forschung in Zukunft deutlich schneller voranbringen, sagt Lück:

„Während heute für jede Studie separat Daten generiert werden müssen, was viel Zeit und Geld kostet, könnten künftig vorliegende anonymisierte Daten aus dem ambulanten und stationären Medizinbetrieb herangezogen werden. So entsteht viel schneller eine belastbare Datenbasis, wie man sie etwa für eine Impfempfehlung benötigt.“

After Sales Service: Kundenbindung von Anfang an

After Sales

Wer je den Telefonanbieter gewechselt, eine TK-Anlage installiert oder einen WLAN-Router angeschlossen hat, kennt das Problem: Irgendwann im Lebenszyklus kommt der Moment, in dem nichts mehr geht. Und nicht selten liegt dieser Moment unmittelbar nach dem Anschließen des neuen Geräts.

Materna hat deshalb ein System entwickelt, das die Mitarbeitenden im Kundenservice eines Telekommunikationsdienstleisters darin unterstützt, möglichst schnell einen störungsfreien Betrieb zu ermöglichen. Dazu analysiert das System die Daten aller Tickets und schlägt den Kundenservice-Mitarbeiter:innen den jeweils nächsten Schritt zur Lösung vor. So konnte das Unternehmen die Serviceprozesskosten pro Ticket um mehr als 50 Prozent senken. Die Daten des einzelnen Vorfalls werden zwar einerseits für die Kundenhistorie personalisiert gespeichert, für das KI-Training jedoch in anonymisierter Form verwendet.

Predictive Maintenance im Hafen

Predictive Maintance

Mehr als vier Millionen Standardcontainer wurden 2020 im Duisburger Hafen verladen. Die dafür eingesetzten Kräne sind mit massiven Bremsen ausgestattet, damit die Anlagen auch unter Last immer punktgenau und sicher arbeiten. Die Wartung der Bremsen erfolgt bislang rein zeitbasiert. Mit dem Effekt, dass so mancher Bremsbelag ausgetauscht wird, obwohl man ihn noch weiter nutzen könnte. Um künftig die Ressourcen noch besser zu nutzen, Standzeiten für Wartungszwecke zu reduzieren und gleichzeitig höchste Sicherheitsstandards zu wahren, erhält die nächste Generation Bremsen eine Sensorik, die unter anderem meldet, welche Teile wie verschleißen. Das macht Reparaturen und Wartungstermine nach tatsächlichem Bedarf planbar. Denkbar ist, dass die Sensordaten künftig mit Hilfe eines Datenraums verarbeitet werden, sodass Hersteller, Benutzer und Wartungspartner des Herstellers ihre Aufgaben besser erfüllen können.

Vom Industrial zum International Data Space

E-Logistic

„Dahinter steht das Konzept des Industrial Data Space. Das legt beispielsweise fest, dass der Hersteller einer Maschine Daten von ihrer Nutzung bekommen sollte, damit er zum Beispiel rechtzeitig auf Wartungsbedarf hinweisen kann“,

sagt Data Economy-Experte Feld. In der Praxis, so Feld weiter, bestimme immer das Ökosystem, in dem eine Anlage eingesetzt wird, über den Umgang mit den Daten, die dabei generiert werden.

„Dazu brauchen wir so genannte International Data Spaces – nicht nur im Industriebereich, sondern auch in der Medizin, in der Mobilität und überall dort, wo Daten anfallen und als Rohstoff genutzt werden.“

Wie diese Datenräume gestaltet werden, sei immer Sache der Beteiligten und somit schwer allgemein zu beantworten, so Feld. Sicher ist jedoch, dass es sich auf Dauer wohl keine Organisation leisten kann, vier Fünftel ihrer Daten ungenutzt zu lassen.

Datengetriebene Geschäftsmodelle entstehen in allen Bereichen!

 Von datenbasierten Service-Angeboten profitieren Individuen und Organisationen in den verschiedensten Anwendungs- bereichen. Von datenbasierten Service-Angeboten profitieren Individuen und Organisationen in den verschiedensten Anwendungs- bereichen.